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Was ist systemische Beratung? Einfach erklärt.

Sebastian Flack • 15. Januar 2025

In einer immer komplexeren Welt stehen Menschen und Organisationen häufig vor Herausforderungen, die nicht allein gelöst werden können. Ob es um persönliche, familiäre oder berufliche Themen geht – oft reicht der Blick auf einzelne Aspekte nicht aus, um nachhaltige Lösungen zu finden. Hier setzt die systemische Beratung an: Ein Ansatz, der Probleme und Ziele im Kontext des gesamten sozialen Gefüges betrachtet.


Doch was genau ist systemische Beratung und wie unterscheidet sie sich von anderen Beratungsformen oder gar von der Therapie?


Dieser Beitrag soll Ihnen helfen, die Prinzipien der systemischen Beratung zu verstehen und ihre Bedeutung in verschiedenen Lebensbereichen zu erkennen. Ganz gleich, ob Sie sich für systemisches Coaching interessieren, die Methoden kennenlernen möchten oder herausfinden wollen, welche Art der Unterstützung für Sie oder Ihr Team die richtige ist.


Inhalt

  1. Was bedeutet Beratung?
  2. Kurzübersicht: Was ist systemische Beratung?
  3. Ursprünge und Begründer der systemischen Beratung
  4. Methoden der systemischen Beratung
  5. Systemisches Coaching: Beratung für Unternehmen
  6. Berater oder Therapeut? Die Unterschiede.
  7. Fazit

Was bedeutet Beratung?

Beratung ist ein professioneller Prozess, bei dem Menschen in verschiedenen Lebenslagen unterstützt werden, um Klarheit über ihre Situation zu gewinnen, Probleme zu lösen oder Entscheidungen zu treffen. Sie ist darauf ausgerichtet, Orientierung zu geben und Perspektiven zu eröffnen, ohne vorgefertigte Lösungen vorzugeben.

Im Kern geht es in der Beratung darum, den Klienten dabei zu helfen, ihre eigenen Ressourcen und Fähigkeiten zu erkennen und zu nutzen.


Der Berater schafft einen sicheren Raum, in dem Fragen gestellt, Denkmuster hinterfragt und neue Lösungsansätze entwickelt werden können. Dabei orientiert sich die Beratung immer an den individuellen Bedürfnissen der Klienten und dem spezifischen Kontext, in dem sie sich befinden.

Ein zentraler Bestandteil von Beratung ist die Kommunikation.


Durch gezielte Fragen, aktives Zuhören und Reflexion begleitet der Berater die Klienten dabei, neue Einsichten zu gewinnen und eigenständig Veränderungen anzustoßen. Beratung kann in verschiedenen Bereichen Anwendung finden – sei es in persönlichen, familiären oder beruflichen Kontexten – und reicht von individueller Unterstützung bis hin zu Gruppen- und Teamberatungen.


Kurzübersicht: Was ist systemische Beratung?

Die Systemische Beratung ist ein ganzheitlicher Ansatz, der sich darauf konzentriert, Menschen nicht isoliert, sondern als Teil eines größeren sozialen Gefüges zu betrachten. Diese Methode geht davon aus, dass Probleme nicht einfach im Individuum selbst liegen, sondern durch Wechselwirkungen innerhalb von Beziehungen und Systemen entstehen.


Ziel der Beratung ist es, diese Zusammenhänge sichtbar zu machen und nachhaltige Lösungen zu entwickeln, die das gesamte System einbeziehen.


Ursprünge und Begründer der systemischen Beratung

Die Systemische Beratung hat ihre Wurzeln in der Mitte des 20. Jahrhunderts und entstand aus verschiedenen Disziplinen wie der Systemtheorie, der Kybernetik und der Kommunikationstheorie. Zu den wichtigsten Pionieren zählt Gregory Bateson, der als Anthropologe und Kybernetiker die Grundlagen für das systemische Denken legte. Seine Forschungen über Kommunikation und Wechselwirkungen in sozialen Systemen waren bahnbrechend.

Virginia Satir brachte diese Ansätze in die Praxis der Familientherapie ein und gilt als eine der wichtigsten Figuren in der systemischen Arbeit.


Auch Paul Watzlawick, der in der Palo-Alto-Gruppe tätig war, trug entscheidend zur Weiterentwicklung der Methode bei. Mit seiner Theorie der menschlichen Kommunikation zeigte er auf, wie Sprache und Verhalten Beziehungen beeinflussen. Salvador Minuchin und Murray Bowen ergänzten diese Perspektiven, indem sie die Dynamik innerhalb von Familien und Organisationen analysierten und daraus therapeutische und beratende Ansätze entwickelten.


Mensch bei der Analyse und systemischer Beratung

5 Methoden der systemischen Beratung

Die Systemische Beratung bietet eine Vielzahl an Methoden, die individuell auf die Bedürfnisse der Klienten und des jeweiligen Systems angepasst werden können. Hier einige der zentralen Techniken, die in der Praxis häufig zum Einsatz kommen:


Zirkuläre Fragen

Durch gezielte Fragen wird der Blickwinkel der Klienten erweitert. Sie sollen Wechselwirkungen und Zusammenhänge in ihrem System erkennen. Zum Beispiel könnte ein Berater fragen: „Wie würde Person X die Situation sehen?“


Genogrammarbeit

Mithilfe eines Familienstammbaums werden Beziehungen, Muster und Dynamiken über Generationen hinweg sichtbar gemacht. Dies hilft, wiederkehrende Konflikte oder Ressourcen zu identifizieren.


Skalierungsfragen

Um Fortschritte oder Gefühle zu messen, wird eine Skala (z. B. von 1 bis 10) verwendet. Klienten können so ihre Wahrnehmungen konkretisieren und Verbesserungsmöglichkeiten erkennen.


Refraiming

Hierbei werden Probleme oder Herausforderungen in einem neuen Licht betrachtet, um eine positivere oder konstruktivere Sichtweise zu entwickeln. Ein Beispiel: Anstatt eine Situation als „chaotisch“ zu betrachten, könnte sie als „dynamisch“ wahrgenommen werden.

Arbeit mit Ressourcen

Statt sich ausschließlich auf Defizite zu konzentrieren, legt die systemische Beratung großen Wert auf die Stärken und Fähigkeiten der Klienten, die zur Lösung von Problemen beitragen können.


Diese Methoden sind flexibel und können je nach Kontext – ob in der Arbeit mit Einzelpersonen, Familien oder Organisationen – angepasst werden. Sie bieten den Klienten die Möglichkeit, ihre Situation aus neuen Perspektiven zu betrachten und eigenständige Lösungen zu entwickeln.


Systemisches Coaching: Beratung für Unternehmen

Systemisches Coaching ist eine spezielle Anwendung der systemischen Beratung, die vor allem in Unternehmen und Organisationen eingesetzt wird. Anders als klassische Beratung, bei der oft isolierte Probleme betrachtet werden, geht das systemische Coaching davon aus, dass berufliche Herausforderungen im Kontext des gesamten Unternehmens verstanden werden müssen.


Arbeit mit Führungskräften

Ein Beispiel hierfür ist die Arbeit mit Führungskräften. Ein systemischer Coach hilft dabei, die Wechselwirkungen zwischen Führungsverhalten, Teamdynamiken und organisatorischen Strukturen zu verstehen. Dies ist besonders wertvoll in Zeiten von Veränderungen, wie etwa bei der Einführung neuer Prozesse oder in Konfliktsituationen.


Durch Techniken wie systemische Fragestellungen oder Aufstellungsarbeit werden nicht nur Probleme identifiziert, sondern auch die vorhandenen Ressourcen im Team genutzt, um kreative und nachhaltige Lösungen zu finden.


Systemisches Coaching bei der Teamentwicklung

Auch bei der Teamentwicklung spielt systemisches Coaching eine zentrale Rolle. Statt sich nur auf individuelle Leistungen zu konzentrieren, wird das Zusammenspiel aller Mitglieder betrachtet.


Wie beeinflussen sich die Teammitglieder gegenseitig? Welche unbewussten Muster oder Regeln behindern die Zusammenarbeit? Indem diese Fragen bearbeitet werden, kann ein Coach durch seine Beratung die Grundlage für eine effektivere und harmonischere Zusammenarbeit schaffen.



Systemische Beratung für ein Team

Berater oder Therapeut? Die Unterschiede.

Obwohl systemische Berater und Therapeuten ähnliche Methoden und Prinzipien nutzen, unterscheiden sich ihre Arbeitsfelder und Zielsetzungen deutlich. Ein Berater konzentriert sich in der Regel auf konkrete Probleme und Lösungsansätze im beruflichen oder sozialen Kontext. Der Fokus liegt auf der Gegenwart und Zukunft. Ein systemischer Therapeut hingegen arbeitet oft tiefergehend, indem er auch die persönliche Vergangenheit und mögliche psychische Störungen einbezieht.


Die Ausbildung unterscheidet sich ebenfalls: Ein Berater absolviert in der Regel eine spezifische Weiterbildung oder ein Zertifikatsprogramm im Bereich Coaching oder Beratung. Ein Therapeut hingegen durchläuft eine umfassende psychotherapeutische Ausbildung, oft ergänzt durch ein Studium der Psychologie oder Medizin. Diese unterschiedlichen Qualifikationen spiegeln sich auch in den Methoden wider.


Während ein Berater beispielsweise systemische Fragetechniken einsetzt, greift ein Therapeut unter Umständen auf tiefenpsychologische oder verhaltenstherapeutische Ansätze zurück.


Fazit

Die Systemische Beratung ist ein wertvoller Ansatz, der sich sowohl in der individuellen Arbeit mit Menschen als auch in der Organisationsentwicklung bewährt hat. Sie bietet Werkzeuge, um Probleme ganzheitlich zu verstehen und Lösungen zu finden, die sowohl individuell als auch systemisch sinnvoll sind.


Ob in der Unterstützung von Familien, im systemischen Coaching von Führungskräften oder in der Begleitung von Veränderungsprozessen in Unternehmen – die systemische Perspektive eröffnet neue Blickwinkel und Möglichkeiten. 


Sie brauchen Unterstützung?

Als systemischer Berater unterstütze ich Sie dabei, neue Perspektiven zu entwickeln, Ihre eigenen Stärken zu entdecken und Lösungen zu finden, die sich nachhaltig in Ihren Alltag integrieren lassen. Ganz gleich, ob Sie nach Orientierung, Klarheit oder konkreten Handlungsschritten suchen – ich biete Ihnen einen vertrauensvollen Raum, in dem wir gemeinsam an Ihren Themen arbeiten können.


Wenn Sie sich angesprochen fühlen oder Fragen haben, zögern Sie nicht, Kontakt aufzunehmen. Ich freue mich darauf, Sie auf Ihrem Weg zu begleiten!

FAQ

  • Was ist systemische Beratung einfach erklärt?

    Systemische Beratung ist ein Ansatz, der Menschen, Beziehungen und Organisationen als Teil eines größeren sozialen Systems betrachtet. Statt nur individuelle Probleme zu analysieren, wird der Fokus auf die Wechselwirkungen und Zusammenhänge innerhalb dieses Systems gelegt. Ziel ist es, durch gezielte Fragen und Methoden neue Perspektiven zu entwickeln und nachhaltige Lösungen zu finden, die das gesamte Umfeld einbeziehen.

  • Sind systemische Berater Freiberufler?

    Ja, viele systemische Berater arbeiten als Freiberufler. Sie bieten ihre Dienste in verschiedenen Bereichen an, wie Coaching, Familienberatung oder Organisationsentwicklung. Dabei sind sie eigenständig tätig und bauen ihre Tätigkeit oft auf Netzwerken und einer klaren Spezialisierung auf. Alternativ können systemische Berater aber auch festangestellt in Beratungsstellen, Unternehmen oder Institutionen arbeiten.

  • Wie wird man systemischer Berater?

    Um systemischer Berater zu werden, ist in der Regel eine Weiterbildung erforderlich. Diese wird von anerkannten Instituten angeboten und umfasst theoretisches Wissen zur Systemtheorie sowie praktische Übungen in Beratungstechniken. Häufig wird eine Grundqualifikation in einem sozialen, pädagogischen oder psychologischen Beruf vorausgesetzt. Nach Abschluss der Weiterbildung erhalten Absolventen ein Zertifikat, das sie zur Ausübung der systemischen Beratung befähigt. Eine Anerkennung durch Fachverbände, wie die Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie (DGSF), kann die beruflichen Möglichkeiten erweitern.

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